
Verona 17.09. – 19.09.2020
Gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass Verona meine Idee war. Wollte ich doch immer schon einmal hierher. Wir waren nun schon mind. 25 Mal hier vorbei gefahren und wenn man jetzt die Zeit hatte, warum nicht. Micha war von der Idee nicht so angetan. Dies hatte für ihn drei Gründe. 1. Mag er es nicht so gern, grosse, touristische Städte zu besuchen. 2. Zu Zeiten von Corona schon gleich gar nicht. (Wobei, wenn nicht jetzt, wann dann, denn touristisch gesehen war die Stadt verhältnismässig leer) 3. Es war heiss, sehr heiss.
Aber ihr seht, mein Mann erfüllt mir trotz allem meine kleinen Wünsche, auch wenn er dabei etwas missmutig gestimmt war.
Um 16 Uhr kamen wir an, auf dem „Verona Camping Castel San Pietro Verona“. Hierzu gibt es folgendes zu sagen:
- Die Lage ist top. Direkt oben auf einem Hügel mit Blick auf die Altstadt.
- Der Platz befindet sich direkt auf/an diesem Hügel. Üppige Vegetation, wild romantisch, schnuckelig, aber sehr einfach gehalten. Bzw. wir glauben, er ist noch so, wie er einst gebaut und geplant wurde.
- Dies bedeutet, dass nur oben, wo auch wir standen, grössere Wohnmobile (und grob geschätzt sind das max. 10 Plätze) stehen konnten. Nach unten nur VW-Bus geeignet.
- Die oberen Plätze befinden sich direkt an der Strasse, nur durch eine Hecke abgetrennt, was einem nicht viel Schlaf verschafft.
- Die sanitären Einrichtungen sind verhältnismässig sauber, aber mit 2 Duschen pro Geschlecht viel zu wenig und sehr einfach gehalten. Und Toiletten gab es auch nur 2.
- Es wird ein kleines Cafe/Bar/Mini-mini-markt (alles in Einem) betrieben, also erhält man auch ein kleines schnelles Frühstück und einige wenige Notlebensmittel und Hygieneartikel.
- Teuer. Jetzt in der Nachsaison und für seine Einfachheit zahlten wir trotz allem noch 39 Euro/Nacht.
Allerdings soll es wohl auch noch einen Stellplatz unten in der Stadt geben, hatten wir aber nicht auf dem Radar.
16.45 Uhr Abmarsch. Man läuft am besten in Richtung Castel San Pietro. Hier, von der Mauer aus, hat man einen unglaublichen Blick über Verona,
und dann die 236 Stufen hinab.
Man kommt direkt an der „Ponte Petra“ heraus, welche die Etsch überbrückt und direkt in die Altstadt hinein führt und somit vom Campingplatz nur ca. 10 Minuten geht und ist direkt in der schönen historischen Altstadt.
Wir schlenderten ein wenig durch die Stadt und das erste Ziel, war der Balkon von Julia. Ist es typisch Tourist? Ja! Wussten wir, dass er nicht wirklich so aufregend ist? Ja! Kennt man ihn von Fotos und aus div. Filmen und Dokumentationen? JA! Aber, wenn man schon einmal hier ist und es sich quasi kaum vermeiden lässt, an ihm vorbeizukommen, muss man ihn auch unbedingt gesehen haben. Und sei es nur, um mitreden zu können und es auf seiner Liste abzuhaken.
Danach landeten auf dem Piazza Brà. Hier befindet sich auch die berühmte Arena von Verona. Durch Corona gab es auch hier andere Öffnungs- und beschränkte Einlasszeiten und für den heutigen Tag waren wir einfach schon zu spät und verschoben einen Besuch auf den nächsten Tag.
Wie es der Zufall so wollte, stand hier am Platz gerade eine „Stadtrundfahrten-Bahn“ und wartete auf neue Gäste. Nachdem wir uns ja wieder einmal verhältnismässig unvorbereitet ins Vergnügen stürzten, dachten wir, warum nicht? Ist zwar sehr touristisch, aber mal ehrlich, es ist eine der besten Möglichkeiten sich in einer neuen Stadt einen ersten kleinen Überblick zu verschaffen, gerade, wenn man nur wenig Zeit hat. Wir hatten auch Glück. Insgesamt gab es 3 Waggons, wir hatten einen für uns allein und konnten so in den nächsten 25 Minuten für 5 Euro/Person einen ersten Eindruck gewinnen. Durch die Lautsprecher erhält man auf italienisch, deutsch, englisch und französisch in Kürze die wichtigsten Info’s zu den jeweiligen Plätzen oder Gebäuden. Perfekt.
Danach dann noch kreuz und quer durch die Stadt und
so langsam war es auch an der Zeit sich ein Plätzchen für’s Abendessen zu suchen.
Das ist ja immer nicht so ganz einfach, in einer touristischen Stadt, etwas Autenthisches zu finden. Also liefen wir durch alle Gassen, befragten immer wieder Google und entschieden uns dann, wie so oft, für eines der Ersten, an denen wir auf der Suche vorbeikamen, die „Hosteria il Punto Rosa“. Normalerweise wären wir gleich hier geblieben, aber man kann zwar draussen sitzen, jedoch direkt „auf“ einer kleinen schattigen Querstrasse, etwas abseits vom Trubel und Tourismus. (Wobei, das Wort Trubel ist vielleicht nicht so richtig, da, Dank Corona, die Stadt verhältnismässig leer war.) Aber, hier kamen auch die Einheimischen her.
Auf jeden Fall war dieses Lokal die absolut richtige Wahl. Im Aussenbereich nur eine Hand voll Tische, innen auch total schnuckelig und absolut hervorragendes traditionelles Essen. Ganz typisch regionale Küche auf hohem Niveau. Micha aß Pasta mit Wildschwein- und ich mit Entenragout und weil es so gut war, bestellten wir für uns gemeinsam noch eine Portion Wildschweinragout hinterher, quasi als Nachspeise ;-)) Und nicht nur das Essen war sehr gut, auch der Wein, welcher direkt hier aus der Region kam, mundete uns sehr.
Und nicht zu vergessen der sehr gute, nette und etwas deutsch sprechende Service. Sehr zu empfehlen und wer uns kennt, weiss, dass wir sehr gern sehr gut essen, was nicht bedeutet, dass es Sterneküche bedeutet. Für uns ist es wichtig, dass man aus dem Produkt so einfach wie möglich das Beste herausholt. Und das war hier absolut der Fall.
Im Anschluss bummelten wir langsam, durch die nun in romantisches Licht getauchte, Stadt
und genossen, wieder über den Dächern von Verona angekommen, einen wundervollen Blick auch die Stadt.
Den nächsten Tag liessen wir ganz gemütlich angehen, bevor wir dann wieder hinabstiegen in die Altstadt und hierbei wieder die unglaubliche Aussicht genossen.
Micha hatte Hunger und wollte eigentlich nur ein kleines Stück Pizza auf die Hand. Allerdings wurden wir auf die Schnelle nicht so fündig, nahmen in einem sehr netten Lokal einen Capuccino und ein Minipanini zu uns
liessen uns danach noch etwas durch die Stadt treiben
und entschieden uns dann für einen Aperol Spritz in einem ganz kleinen Caffe, dem „giornale & caffè“. Es liegt direkt, nur einmal um die Ecke herum, vom „Piazza delle Erbe“, wo man natürlich mit all den anderen Touristen einen Spritz für 5,50/6,00 Euro trinken kann oder eben hier für 2,50 EURO und fühlt wieder eher das typische Italien, wo Touristen und Einheimische aufeinander treffen.
Als wir hier so sassen, bemerkten wir gegenüber ein B&B. Jedenfalls beim 2. Hinsehen. Es hätte mich ja brennend interessiert, wie es innen aussah, aber vlt. versteht ihr, was ich meine, wenn ihr es seht. Es ist das rot-braune schmale Haus. Witzig….
Nun war aber die Arena fällig, da sie ja bereits um 14 oder 15 Uhr schon wieder schloss. Coronazeiten eben. Wir finden, dass 10 EURO Eintritt/Person eigentlich zu viel sind, da man nicht mal Audioguide oder sonstiges Info-Material bekommt, um etwas mehr zu erfahren, aber immerhin, wir haben sie gesehen und ich kann mir gut vorstellen, dass es hier wirklich einzigartig sein muss, eine Oper zu erleben. Allerdings weiss ich nicht, ob man sich danach noch bewegen kann, wenn man 2 – 3 Std. auf den „Steinstufen“ sitzt. Aber darüber mussten wir uns ja nun keine Gedanken machen und genossen lieber die schöne Aussicht auf die Stadt vom obersten Rang aus.
Gegen 14 Uhr verließen wir die Arena, noch immer Hunger und Micha‘s Laune ging gegen Null, denn wir fanden nicht wirklich etwas, wollten wir doch nur eine Kleinigkeit. Doch kurz bevor die Stimmung so richtig kippte, stiessen wir auf die „Bottiglieria Castello“. Bottiglieria ist in Italien die ursprüngliche Bezeichnung für eine Weinhandlung der gehobenen Klasse, in Deutschland sagt man hierzu heute Vinothek. Es handelt sich hier tatsächlich eher um ein sehr kleine Lokal mit kleinen sehr wenigen Gerichten. Das, was wir gesucht hatten.
Nur vier oder 5 Tische draussen, von denen die beiden Italienerinnen am Nachbartisch und wir dann nach innen flüchteten, da die Tauben von oben das ihre taten…. War aber kein Problem, da die gesamte Front des Lokals offen war. Und so kam es, dass wir dann auch hier am Nachbartisch der beiden Italienerinnen sassen. Irgendwann wurde ihnen das Essen gebracht und über diese Köstlichkeiten kamen wir ins Gespräch.
Es sollte ein Nachmittag werden, den wir so schnell nicht vergessen. – Davon abgesehen, dass die, wenn auch nur wenige, Gerichte total lecker sind. Ich hatte die wohl weltbeste Carbonara aller Zeiten,
was sogar Micha bestätigte und der mag Carbonara nicht so gern wie ich. Sie war eben einfach anders und zum hineinsetzen. Aber auch alles Andere war sehr gut.
Nun zu unseren Nachbarinnen: Gianna und Gloria. Gloria sprach sogar recht gut deutsch und so wurde unser lebhafter Nachmittag ein Gesprächsdurcheinander zwischen englisch, deutsch und etwas italienisch. Es stellte sich heraus, dass sie hier waren zur Brautkleidanprobe, da Gloria am (ich glaube) 17.10.2020 heiraten wollte und sie den Nachmittag hier bei einem kleinen Essen und einem Fläschchen Wein ausklingen lassen wollten. Lange Rede…. Es endete damit, dass sie der Meinung waren, wir müssten mit ihnen anstossen, die zweite Flasche wurde bestellt, für jeden eine doppelten Grappa, die Besitzerin war auch noch der Meinung, sie müsse uns auch etwas ausgeben und und als wir gehen wollten, konnte der Barkeeper sich nicht zurückhalten, uns auch noch ein Reagenzgläschen (nen Shot eben) auszugeben – so für den Weg eben. Oh man waren wir gut drauf.
Ich hatte bereits am Morgen lange nach einer guten Gelateria gegoogelt (davon gibt es hier viele, aber wir wollten ja etwas besonderes) und wir waren am Mittag bereits an ihr vorbeigelaufen, da hatte sie allerdings noch geschlossen. Dies war nun unser Ziel und Gloria und Gianna begleiteten uns. Eigentlich wollten sie ja bereits im Zug sitzen, da sie selber ja nicht aus Verona kamen. Aber es war so ein netter Nachmittag (na gut, mittlerweile war es gegen 17.30 Uhr) und so steuerten wir die Gelateria „Come una Volta“ – was soviel wie: „Wie es einmal war“ bedeutet – an. Und so kann man es auch einfach stehen lassen: Biologisches, hand- und hausgemachtes hervorragendes Eis. Da braucht ihr kein Anderes zu probieren.
Gemeinsam gingen wir dann noch Richtung Arena und hier hiess es um 18 Uhr Abschied nehmen. Wir hatten so viel Spass und sind wieder einmal sehr Dankbar für diese schöne Begegnung. (PS: natürlich haben wir unsere Nummern ausgetauscht und stehen ab und an in Kontakt und so durften wir natürlich auch das Brautpaar auf Bildern bewundern – seid lieb grüsst ihr Zwei – Bacci e Abracci – speriamo die rivedervi presto).
Es war so ein schöner früher Abend und daher bummelten wir noch etwas durch die Stadt und landeten wir wieder einmal auf dem sehr bekannten Piazza delle Erbe, welcher wirklich ein ganz besonderes Flair hat. Auch hierzu gibt es wieder interessantes zur Geschichte zu erfahren – zum Nachlesen wie immer im Internet.
Auch wenn wir an dem Tag nicht so viel von der Stadt gesehen haben, war es doch ein besonderer Tag und soweit ist Verona nun auch nicht von München entfernt, bzw. tingeln wir ja doch häufig durch Italien.
So gingen wir in einem ganz zauberhaften Sonnenuntergang, wieder Richtung Campingplatz. Verona gab sich ganz besonders Mühe, sich von der besten Seite zu zeigen und sich zu verabschieden.
Oben angekommen, war so eine tollte Stimmung. Wir setzten uns auf die Mauer des Castell’s, mit Blick auf Verona in den Sonnenuntergang und lauschten dem jungen Italiener neben uns, der wirklich wundervoll Gitarre spielte und eine unglaublich tolle Stimme hatte. Plauderten etwas mit ihm….. molto simpatico….. und fühlten uns einfach nur frei, friedlich und glücklich.
Was für eine tolle Stimmung – was für ein Abschied von einer wirklich sehr schönen Stadt. Auch wenn wir natürlich schon viele in dieser Art gesehen und erlebt haben, ist sie durchaus einen Besuch wert und es gibt in Verona natürlich noch vieles mehr zu entdecken. Wir haben vielleicht nicht soviel besucht, wie man hier könnte, aber dafür haben wir die Stadt erlebt und auf uns wirken lassen und das ist das, was uns gefällt. Es muss ja auch noch etwas geben, wenn wir noch einmal herkommen.
Und so waren wir dann am nächsten Morgen um 8 Uhr auch schon wieder unterwegs in die Toskana, mit einem letzten Blick im Vorbeifahren auf die wunderschöne, im Sonnenaufgang strahlende, Altstadt.