
Sardinien Teil 2 / 22.04. – 28.04.2019
Der Ostermontag begann ebenfalls sehr trüb und stürmisch. Der Strand war über Nacht fast verschwunden. Die Wellen hatten ganze Arbeit geleistet.
Wir entschieden uns, trotzt des wirklich bescheidenen Wetters, für eine kleine Wanderung auf den Monte Nei. Dieser rund 230 Meter hohe ‚Berg‘ bietet einem phantastischen Ausblick auf die Costa Rei und das umliegende Land. Hier ein paar Bilder. Leider war es sehr trüb, aber die Stimmung war dennoch sehr schön.
Zurück am Auto hiess es zusammenpacken, da wir am Dienstag in Richtung Arbatax aufbrechen wollten.
Nicht jedoch ohne dem Wochenmarkt in Villaputzu (jeden Dienstag) einen Besuch abzustatten. Hier trafen wir auch Roland samt Familie wieder, von denen wir uns bereits am Campingplatz verabschiedet hatten. Wir deckten uns mit Salami, Käse, etwas Obst und Polpette aus der örtlichen Metzgerei ein, bevor wir uns endgültig verabschiedeten.
Über die alte SS125var fuhren wir durch wunderbare blühende Landschaften.
Der Camping Cigno Bianco war nahezu leer und so suchten wir uns einen schönen Platz für LJ. Übrigens gibt es hier auch sehr schöne Ferienwohnungen und Bungalows zu mieten und einen direkten Zugang zum Sandstrand gibt es auch.
Für den nächsten Tag planten wir mit dem Fahrrad den Ort Tortoli zu erkunden und zu den roten Felsen von Arbatax zu fahren. Um nicht an der Strasse entlang fahren zu müssen, suchten wir uns eine Abkürzung durch die Felder. Gegen 10:30 sassen wir dann in einer Bar und tranken unsere Cappuccini. Tortoli ist ein kleines, durchaus nettes Städtchen mit rund 11000 Einwohnern. Die Hauptstrasse, welche quer durch den Ort führt, ist zu beiden Seiten von Restaurants, Bars und Boutiquen gesäumt. Die von uns gesuchte ‚beste Eisdiele‘ des Ortes hatte leider geschlossen. So fuhren wir direkt weiter nach Arbatax das nahezu nahtlos an Tortoli angrenzt.
Wir aßen noch ein Panino in einer Bar und fuhren dann hoch zum Leuchtturm auf dem Capo Belavista. Der Name ist Programm denn von dort oben bietet sich ein Atemberaubender Ausblick. Unter anderem auf den Spiaggia di San Gemiliano. Einem der unzähligen traumhaft schönen Strände auf Sardinien. Auf dem Weg nach unten sahen wir dann eine Gruppe Rehe aus dem Gebüsch auf die Strasse hüpfen. Wir hatten die Herde dann einige Kehren vor uns. Arbatax ist ein altes Fischerdorf. Der Name Arbatax stammt aus dem Arabischen (Arba at Asha) und bedeutet ‚der vierzehnte Turm‘. Vermutlich weil eben genau dieser vierzehnte Turm hier im Ort steht. Ein alter spanischer Wachturm, von denen es unzählige auf der Insel gibt.
Die roten Porphyrfelsen, die Rocce Rosse, selbst sind eher ernüchternd. Sie liegen an einem Parkplatz, der gut und gerne die Ausmaße eines Fussballfeldes hat. Nur deswegen hierher fahren würden wir nicht. Liegt Arbatax aber auf dem Weg, lohnt sich ein Besuch allemal.
Wir fuhren noch ein wenig durch den Ort und gönnten uns ein eher nicht so leckeres Gelato in einer Bar, da unsere bevorzugte Gelateria noch immer geschlossen hatte und machten uns auf den Rückweg. Ich fuhr noch eben beim örtlichen Crai vorbei, um fürs abendliche Grillen einzukaufen, bevor wir den Abend dann gemütlich ausklingen ließen.
Am nächsten Tag machten wir einen Spaziergang entlang des Strandes in die Nachbarbucht. Hier gab es die eine oder andere Strandbar, die geöffnet hatte. Der Weg dorthin zeigt Seegras, das in Massen an den Stränden zu finden ist. Sieht vielleicht nicht ganz so hübsch aus, ist aber extrem wichtig, um die Strände zu erhalten. Sie halten das Meer davon ab, den Strand abzutragen. An etlichen Stränden wird das Seegras bei Saisonbeginn per Traktor entfernt. Wenn dann der nächste Strum den Strand verkleinert, wird wiederum per LKW der Sand von anderen Stränden an die touristischen Hotspots gekarrt.
Man könnte auch einfach ein paar Wochen warten. Dann verschwinden die vertrockneten Seegrashaufen von ganz alleine wieder. Ist wohl zu einfach…
Ist ein Strand voll mit Seegras? Einfach einen ohne suchen. Bei rund 1800km Küste auf Sardinien sicherlich kein Problem.
Und hier ist schon der Strand ohne Seegras.
Wir genossen ein wenig das Treiben am Strand, bevor wir am Strand zurück spazierten. Wir packten dann schon unsere sieben Sachen, um am nächsten Morgen nach Tuili aufzubrechen. Dort, in Tuili, ist einer der drei Zugänge zum Naturreservat ‚Giare de Gesturi‘. Diese, auf rund 550 Meter liegende Ebene, besteht in erster Linie aus Wäldern mit Korkeichen und schier undurchdringlicher Macchia. Angesiedelt sind hier neben verwilderten Schweinen, Wildkatzen, Mardern und Schafen auch rund 600 kleinwüchsige Wildpferde. Diesen galt unser eigentlicher Besuch. Jetzt denkt ihr sicherlich: 600 Pferde, was ist daran besonders? Nun, das Reservat dehnt sich auf rund 43 Quadratkilometer aus. So ist die Chance ein paar davon zu sehen nicht sonderlich gross. Aber der Reihe nach.
Wir kamen nach einer Fahrt durch eine grandiose Landschaft am frühen Nachmittag in Tuili an. Steuerten direkt auf den offiziellen Stellplatz zu, um dann festzustellen, dass dieser komplett für eine geführte Campingtour reserviert war. Egal, stellen wir uns einfach davor hin. Auch nicht so schlecht.
Wir machten einen Spaziergang durch Tuili und waren angenehm überrascht. Ein sehr süsses Dorf mit rund 1000 Einwohnern. Einer davon, ein 91 Jähriger Mann, wollte uns unbedingt die Chiesa San Pietro Apostolo zeigen. Und so folgten wir dem rüstigen alten Herrn die Stufen hinauf und in die Kirche. Weisser Marmor und Fresken aus dem 15. Jahrhundert erwarteten uns im Inneren. Hätten wir hier nicht erwartet.
Wir sind dann noch zu einer kleinen Touristeninformation gegangen und hatten Glück, dass Roberto, ein Guide aus dem Naturreservat, gerade ankam. Er erzählte uns, dass der Zugang zum Reservat nur 5 Kilometer die Strasse entlang liegt. Diese allerdings 400 Höhenmeter überwindet und oben ein Parkplatz liegt. Wir überlegten kurz bei einem Aperol Spritz in einer Bar und entschlossen uns, heute schon nach oben zu fahren und auf dem Parkplatz zu übernachten.
Eine sehr gute Entscheidung. Oben angekommen fanden wir einen kleinen, aber fast komplett belegten, Parkplatz vor. Wir rangierten hin und her, bis wir plötzlich Roberto mit einer Touristentruppe sahen und uns begrüßten. Er verschwand mit seinen Gästen im Nationalpark. Rund eine Minute später kam einer seiner Kollegen, öffnete uns ein Holzgatter, welches in das Innere des Parkes führte und sagte, wir dürfen gerne reinfahren und auch im Park übernachten. Als Einzige! So standen wir dann in der Abendsonne inmitten des Reservates.
Mit einem wunderschönen Ausblick hinab in die Ebene.
Was für ein Privileg. Wir machten einen Abendspaziergang um uns ein wenig Überblick zu verschaffen. Wirklich magisch die Stimmung am Abend.
In der Nacht hörte man wirklich nichts. Es war muksmäusschen still und wir wurden am Morgen vom Vogelgezwitscher geweckt. Wieder ein traumhafter Tag. Auch wenn es recht windig war.
Ein schnelles Frühstück, den Rucksack gepackt und ab in die Natur. Wir waren quasi alleine unterwegs und sahen keine anderen Menschen.
Ein Parkranger sagte uns am Vortag, wo die Pferde sich gerne aufhalten. Nach rund einer Stunde Wanderung hatten wir unser Ziel erreicht. Einen kleinen See, der sich im niederschlagsreichen Winter auf der Basaltebene bildete. Sehr schön hier. Aber von Pferden keine Spur. Wir entschieden uns, entlang des von Wassergänseblümchen bedeckten See, etwas weiter in die Wildniss zu laufen.
Es wurde immer unwegsamer. Geröll, Felsbrocken, Lehm und immer dichter werdende Macchia liess den Gedanken ans umkehren aufkeimen, und wir berieten gerade, ob wir das tun sollten, als Danielas Gesichtszüge einfroren und sie nur leise ‚Pferdchen‘ flüsterte. Ich dachte zunächst, sie wolle mich auf dem Arm nehmen. Aber ihr verzückter Gesichtsausdruck sorgte dafür, dass ich mich umdrehte und da waren sie. Eine Gruppe von 6 ausgewachsenen Tieren und zwei Fohlen, die, wie wir später erfuhren, zwei und vier Wochen alt waren.
Etwa eine Stunde verbrachten wir hier und beobachteten die ‚Familie‘ aus einem Abstand von gut 100 Metern um die scheuen Tiere nicht zu verschrecken. Sie strahlten einen Frieden aus, wie wir ihn selten erlebt hatten. Es war ein wirklich schönes Gefühl, die Pferde in ihrem natürlichen Habitat erleben zu dürfen.
Hier noch ein Video

Langsam hiess es Abschied nehmen, und so suchten wir uns den Weg zurück durch Macchia und Geröll, um gegen Mittag bei LJ zu landen. Wir machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. Dem Camping Is Arenas bei Narbolia. Dieser liegt in einer Pineta direkt an einem Traumstrand, weit weg von Siedlungen. Leider war es extrem windig. Der Mistral wehte kalt aus Norden und so blieben wir nur eine einzige Nacht, da aus dem geplanten Strandtag nichts wurde. Schade eigentlich. Der Platz und auch der Strand waren sehr schön.
So landeten wir bereits am Sonntag auf dem Camping Laguna Blu bei Alghero. Auch dieser Platz erwacht erst so langsam aus dem Winterschlaf. So fanden wir sehr schnell einen schönen Platz. Kein schlechter Blick aus dem Fenster.
Am Montag Mittag übernehmen wir wieder für ein paar Tage einen Mietwagen, um damit diesen Teil der Insel zu erkunden. Wir sind gespannt.
2 thoughts on “Sardinien Teil 2 / 22.04. – 28.04.2019”
wir beneiden Euch um diese schöne Zeit
Hallo Uwe!
Freuen uns von euch zu hören.
Liebe Grüsse von Daniela und mir.
Natürlich auch an Dorle.