Sardinien Teil 1 / 14.04. – 21.04.2019
So, nach 404,12 km und 12 Stunden Überfahrt waren wir nun angekommen in Cagliari auf Sardinien und machten uns dann auch gleich auf den Weg.
Unser erstes Ziel war der „Villagio Camping Capo Ferrato“ Costa Rei in der Comune di Muravera.
Bereits auf den knapp 70 km Anfahrt waren wir auf’s Angenehmste überrascht, von dem nicht vorhandenem Müll. Selbst in Cagliari, der Hauptstadt der Insel, war nix zu sehen. Hier ist auch noch anzumerken, dass die Hauptstadt nur gut 154.000 Einwohner hat, was ja für uns dann eher nur eine Kleinstadt ist. Und überhaupt hat Sardinien insgesamt nur ca. 1,65 Mio. Einwohner und das, obwohl fast so gross wie Sizilien mit seinen über 5 Mio. Einwohnern.
Fazit, hier gibt es Natur im Überfluss. Und das sollten wir auch gleich sehen. Unsere Route führte uns, gleich noch in Cagliari am Stagno di Molentargius, dem Saline Regional Park, vorbei. Wir beide gleich, schau, da fliegen Störche. Oder? Nix Störche! Flamingos! Da staunten wir nicht schlecht, denn auch der ganze See war voll von ihnen. Das nachfolgende Foto möge man mir verzeihen, aber wer eine Lupe hat, kann sie sehen in der Luft und noch mehr im See.
Auch die weitere Fahrt war vielversprechend.
Und so fuhren wir dann um 10:10 Uhr die Einfahrt zum Campingplatz hinauf,
vorbei an einem ganz zauberhaften „Katzen-zu-Hause“
und hatten wirklich Glück, da wir den letzten Platz direkt am Meer ergatterten. Keine 2 Minuten später und er wäre weg gewesen.
Wir dann auch gleich mal mit den Füssen ins glasklare, karibisch türkisblau leuchtende Meer. Herrlich.
Für diese erste Woche wollten wir es nun einmal langsam angehen lassen und einfach nur hier bleiben, da die Wochen auf Sizilien zwar unglaublich schön, aber doch recht anstrengend waren, wenn man fast jeden Tag unterwegs ist. Und so genossen wir den ersten Tag bei traumhaften Wetter und gönnten uns am Abend eine Pizza im Restaurant am Platz, welches wirklich ganz ausgezeichnet ist.
Auf Sardinien gibt es natürlich auch wieder spezielle Produkte. Hierzu gehören die leckeren Liköre wie: Mirto/Mirtillo rosso und bianco (Myrtenlikör – lecker, den kennen wir schon länger) Mirtamaro (auch ein Mirto aber wohl besser – steht noch aus), Limoncello (kennen wir ja alle), Arangiu (Orangenlikör – gar köstlich), Figu Morisca (Kaktusfeigenlikör – Test steht auch noch aus, habe aber Angst, dass er mir den Mund zuklebt), Mandarinu (Mandarinenlikör – Test steht auch noch aus) sowie div. Ginsorten und auch sehr gute Weine uvm. Ja, das wird hart. Ach übrigens, die Liköre sollten immer im Eisfach gelagert werden.
Am nächsten Tag erkundete ich unseren kleinen direkt angrenzenden Ort beim Morgenlauf. Sehr hübsch, sehr gepflegt, sehr ruhig und fast alles noch geschlossen. Und, ich hatte die beste Eisdiele (lt. Internet) im Ort gefunden und diese hatte sogar, als eines der wenigen Lokale, geöffnet. Na also, alles gut 🙂 Ansonsten passierte nicht viel an dem Tag und wir genossen die Sonne.
Nun war aber Schluss mit der Faulenzerei und wir holten die Räder raus, um mal vorsichtig die Gegend zu erkunden. Ich kann nur sagen, wahnsinn. Kaum Autos auf der Strasse. Und immer wieder kann man über kleine Wege ans Meer fahren.
Wir entschieden Richtung Capo Ferrato zu fahren. Nachdem es etwas schwierig ist, mit dem Bike bis nach oben zu radeln, da es mehr Wanderwege sind, verlängerten wir die Tour bis zu einer kleinen Saline. Wunderschön hier. Besser wäre nur gewesen, wenn wir irgendwo hätten einkehren können, aber wie bereits erwähnt, immer noch Vorsaison und so dünn besiedelt, wie Sardinien ist, kommt eh nicht viel in Frage.
Was auch toll ist, hier wächst am See (da ja Salzsee) unendlich viel Salicorne, in Deutschland mitunter als Queller, Meeresspargel oder Meeralge (was es aber auf gar keinen Fall ist, da es zu den Fuchsschwanzgewächsen zählt). Auf jeden Fall freuten wir uns, da wir es sehr gern essen (im Salat, als Beilage oder zu Pasta) und es hier einfach so ernten konnten.
Als wir nun wieder in Costa Rei ankamen, wollten wir uns in unserer kleinen Eisdiele/Bar dem „Mille Meraviglie“ mit Eis und einer Kleinigkeit zu essen belohnen. Fehlanzeige. Geschlossenes Tor mit der Aufschrift „Kein Strom“. So ein Mist – oder Moment – der Besitzer kam ans Tor und entschuldigte sich und da er so nett war, wagten wir die Frage, ob es denn einen Sprizz und evtl. kalte Kleinigkeiten gab. Jawohl! Tor auf, wir rein, Tor zu :-)))
Am Abend gab es auf dem Platz ein kleines „Weinseminar“, zu welchem wir uns angemeldet hatten. Es wurde von den Besitzern Guido (Sommelier) und seiner Frau Patricia (übersetzte alles auf deutsch) gehalten. Hierbei ging es mehr darum, wie ein Wein mit Lebensmitteln zu kombinieren ist. In unserem Fall hatten wir zwei verschiedene Sorten Käse und Kapern. Sehr interessant und wir haben wieder viel gelernt. Auch über die Insel gab es viel zu erfahren. So auch, dass im Winter hier im Ort nur ca. 100 Menschen wohnen und in der Hauptsaison tummeln sich dann doch 30.000 Menschen im Ort. Gruselig. Gut dass wir jetzt hier sind. Auch erfuhren wir, dass die Costa Rei eigentlich früher Piscina Rei hiess, es aber irgendwelchen reichen Belgiern, welche hier bauten, nicht vornehm genug klang und sie es kurzerhand in Costa Rei änderten.
Übrigens, die Costa Rei zählt zum schönsten Strandabschnitt Sardiniens, wobei Sardinien fast 2000 km Küste hat und traumhafte Strände, Buchten und bergiges, mit Wanderwegen durchzogenes Inland. Und nachdem 2/3 der Bevölkerung an der Küste leben, kann man sich gut vorstellen, wie wunderschön und unberührt viele Teile dieser Insel sind.
Den nächsten Tag gingen wir wieder etwas ruhiger an. Bzw. ich war nur etwas laufen und Micha machte nochmals eine etwas längere Radtour.
Ich konnte nicht, da ich leider zu grosse Schmerzen vom Vortag hatte, wenn Ihr wisst, was ich meine. Muss sich der Po eben erst wieder dran gewöhnen.
Am darauf folgenden Tag standen wir dann pünktlich um 9 Uhr vor der Rezeption, zusammen mit einer Mutter und ihrer Tochter, um zu einer kombinierten 4×4 und Trekkingtour, mit unserem Guide Fabio, aufzubrechen.
Die Route führte uns hinein in die Berge, bis auf eine Höhe von ca. 800 m. Hier stiegen wir dann aus und wanderten gut 6 km durch dieses wunderschöne Natur- und Vogelschutzgebiet.
Fabio Piras ist ein ganz toller Guide, mit viel Erfahrung und Wissen über die Insel und lebt dieses auch mit vollem Herzen. Er erklärte uns auch, dass Sardinien bis vor ca. 25/30 Jahren auch so zugemüllt war, dass sich bereits einige Tiere zurückzogen oder nicht mehr vermehrten oder einfach verstorben waren, und es gab auf der kompletten Insel wohl nur noch 100 Hirsche.
Es folgte nach und nach ein Umdenken, da es so nicht mehr weitergehen konnte. Auch durch viele Kampagnen und Aufklärung an den Schulen und Kindertagesstätten. Und wie man sieht, es hat sich gelohnt. Die Natur erholt sich langsam und es macht wirklich Spass, die Insel zu erkunden. Selbst Hundehaufen sind äusserst selten. Wobei uns erzählt wurde, dass es ganz vereinzelt wohl auch hier noch so Ecken gibt, wo sich Einige noch ihres Mülls entledigen. Wir werden sehn.
Zu den Flamingos gibt es nur soviel zu sagen, dass sie früher eigentlich nur hier landeten, auf der Durchreise Richtung Afrika. Als dort aber so nach und nach Seen austrockneten, blieben einfach Einige hier auf Sardinien und vermehren sich seitdem prächtig.
Als wir mit unserer kleinen Wanderung fertig waren (und hier muss man einmal sagen, Hut ab, vor der kleinen Pauline, wie sie mit uns felaufen ist) stiegen wir wieder in den Defender,
um ein paar Minuten später Rast zu machen, mit sardischem Brot, Schinken, Salami und natürlich Käse. Und was nicht fehlen durfte: ein Fläschchen Rosé.
Das Gute war, dass nur Michael und ich den Wein tranken und wie man sieht, einer von uns hatte dann auch noch länger etwas davon.
Jedenfalls so lange, bis wir feststellten, dass wir auf der Motorhaube die Wasserflasche vergessen hatten :-))
Es war ein wunderschöner Ausflug und wir waren überrascht, wie schnell die insgesamt 4 Stunden vorüber waren.
Sollte sich mal jemand hier in der Gegend befinden und Lust auf eine geführte Tour haben, wir können Fabio nur wärmstens empfehlen. Er macht auch Kayak- und Mountainbike-Touren. Zu finden auch auf Facebook: Seaprus Outdoor
Der Karfreitag sollte für uns dann etwas ruhiger werden, bei Traumwetter. Nur etwas Wäsche waschen, dickes fettes Eis essen und in der Sonne lümmeln. Das Gleiche galt für den Samstag, da das Wetter auch etwas umgeschlagen hatte. Es war sehr windig und bewölkt und so nutzten wir die Zeit, um zu lesen.
Mittlerweile waren die Italiener am Platz angekommen, welcher jetzt voll war. Es ist Tradition hier, an Ostern Spanferkel zu grillen, was viele von Ihnen auch praktizierten. Ist schon witzig, wie sich die kleinen Ferkel an den div. Plätzen am Spiess drehten.
Leider war das komplette Ostern recht trüb und windig (aber immerhin kein Regen), sodass wir am Sonntag entschieden, mittags einen Teller Pasta in der „Spaghetteria Chaplin“ essen zu gehen. Pasta? Nix da! Meeres-Menü! Ok, dann eben Menü. Ist eben Ostern, da ist alles anders.
Mir ist jetzt noch schlecht, wenn ich daran denke. Nicht weil es nicht gut war, ganz im Gegenteil, aber seht selber.
Zu der Vorspeise auf dem ersten Bild möchte ich noch extra etwas sagen. Es handelt sich hierbei um Culurgionis (sardische Ravioli), handgemacht (so wie alle Pasta hier im Haus), in unserem Fall mit einer Art Kartoffelpüree mit Minze gefüllt und dazu so etwas wie ein Fischragout aus Cernia (Zackenbarsch) und alles bedeckt mit frisch gehobeltem Bottarga (in der Sonne getrockneter Fischrogen, welcher in Italien grundsätzlich von der Grosskopfmeeräsche ist). Optisch jetzt nicht so toll, aber eines meiner neuen Lieblingsgerichte. So lecker.
Übrigens, das Törtchen am Schluss ist eine sardische Spezialität, heisst Pardulas (oder auch Formaggelle oder Casadinas) und ist eine Art Käsekuchen, aber mit Ziegenfrischkäse oder mit Ricotta. Je nach Region werden diese immer etwas anders gemacht. Früher gab es Pardulas traditionell nur an Ostern, doch mittlerweile ist es eines der beliebtesten Süssspeisen der Insel und ganzjährig zu haben (ob überall so gut, keine Ahnung).
Ach ja, zur Verdauung haben wir dann den Mirtamaro getestet. Sehr lecker.
Und so ging unsere erste Woche auf Sardinien ganz gemütlich zu Ende.
4 thoughts on “Sardinien Teil 1 / 14.04. – 21.04.2019”
Neid muss ich gerade jetzt etwas unterdrücken.
Das wäre meine Insel gewesen,
Weiterhin gute Zeit.
🐧
Die haben wir ganz sicher. Ich denke es würde euch hier sehr gut gefallen.
Liebe Grüße in die Heimat.
Ela
Kenne ja schon einiges, aber Sardinien noch nicht.
Und nun ist es fix nach dem schön beschriebenen Einstieg, fest auf der Liste für sehr bald!
Euch weiter gute Fahrt, viel Spaß & NO STRESS!
Hey Kai,
Sardinien ist wirklich ein Naturparadies. Du als Mountainbiker wirst deine Freude haben. Da bin ich sicher.