Sizilien Teil 3 / 01.04. – 07.04.2019
Aufbruch und Abschied von Noto. Ich spülte noch schnell ab (stehend unter meinem Lieblings-Nespolo-Baum). So macht Abspülen Spass. Messer hat man eh dabei. Spülen, ernten, schälen, entkernen, geniessen…. lecker….. und Messer und Finger wieder spülen…. Man muss schon Pausen einlegen….
Und so verabschiedeten wir uns herzlich von Maria, der Besitzerin. Kauften noch je eine Flasche hausgemachten Limoncello und Mirto von ihr und los ging es.
Auf unserem Weg kamen wir rein zufällig an einem Friedhof in Ispica vorbei, welcher unsere Aufmerksamkeit erweckte und uns kurzerhand zu einem kleinen Wendemanöver bewegte. Im Nachhinein haben wir gelesen, dass dieser Friedhof zu den 10 sehenswertesten Siziliens gehört. Die nachfolgenden Bilder erklären wohl von selbst, was mitunter für Menschen hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Unser nächstes Ziel ging nun also Richtung Santa Croce Carmerina. Dies wurde uns von unseren Freunden Susi und Frederic empfohlen, genau wie das Ristorante Agrituristico Rosacambra in Santa Croce, welches direkt auf dem Weg zum Campingplatz lag und wir zufällig genau zur Mittagszeit dort ankamen. Es gab nur 3 Menüs. Wir entschieden uns für das Kleinste, hatten wir doch gehört, dass es reichlich sei. Es gab für jeden 2 Vorspeisen, dann Pasta, dann Fleisch, Dessert, Kaffee, eine Flasche (2 Liter) Wasser, Rotwein soviel man wollte – pro Nase 13 Euro – und es war richtig gute bodenständige sizilianische Küche. Nochmals Danke Susi und Frederic, für den Tipp.
Im Lokal lernten wir dann auch Nadine, Marco und Tochter Anna kennen. Sie waren gerade abgereist vom Camping Scarabeo und haben uns diesen auch wärmstens empfohlen, also nix wie hin und ihren Platz übernommen.
Der Platz ist klein, direkt am Meer und außergewöhnlich gepflegt. Jeder bekommt einen Schlüssel für ein eigenes kleines Bad (WC, Waschbecken und Ablage). Hatten wir so auch noch nicht. Und den besten (zwar auch teuersten) Platz hatten wir nun auch, direkt am Strand. Täglich morgens kam der Brot- und Fischlieferant hupend auf den Platz und auch Obst und Wurst/Fleisch konnte man an einigen Tagen frisch vom Lieferanten kaufen.
Und der erste Abend bescherte uns dann Stimmung zum Sonnenuntergang (das Bild wurde nicht bearbeitet).
Für die nächsten 3 Tage hatten wir uns direkt am Platz den PKW gemietet. War mit 45,00 Euro zwar recht teuer, aber zu Fuss war hier nicht wirklich viel zu erreichen, da er etwas ausserhalb des Ortes lag.
Für den ersten Tag hatten wir uns nun als Erstes die Villa Romana del Casale in der Nähe von Piazza Armerina auserkoren. Die Villa ist ein wichtiges Denkmal aus dem römischen Sizilien und berühmt für seine außergewöhnlich gut erhaltenen Bodenmosaike und wurde 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Villa stammt womöglich aus der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts. Wer hierzu mehr wissen möchte kann ja gern, wie immer, Wikipedia befragen. Hier nur ein paar Bilder der wirklich beeindruckenden Anlage.
Danach die ca. 5 km nach Piazza Armerina. Wirklich schöne, kleine alte Stadt, aber da es nieselte, machten wir nur einen kleinen Spaziergang und entschieden noch weiter nach Caltagirone zu fahren. Diese Stadt gehört zu den spätbarocken Städten des Val di Noto und wurde auch zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Caltagirone ist Zentrum der Keramikherstellung auf Sizilien und Keramik aus Caltagirone wird heute weltweit vermarktet. Dies wird einem auch bei einem Bummel durch die Stadt bewusst, da sich ein Atelier/Laden an den anderen reiht und wir müssen sagen, dass es sich hierbei wirklich um tolle Arbeiten handelt, zumal jeder Künstler doch etwas unterschiedlich arbeitet, obwohl es meist die gleichen Motive sind. Macht aber total Spaß , in den Läden zu stöbern und staunen.
Was ich an dieser Stelle einmal sagen muss, das mit dem Müll häuft sich in dieser Gegend wieder etwas. Es ist unfassbar, was für Ferkel die Sizilianer sind, vlt. nicht alle, aber wohl doch viele. Sie entladen ihren Hausmüll tatsächlich mit Vorliebe in Haltebuchten an der Strasse. Und dies wirklich in grossen Müllsäcken. Bergeweise. So, dass man oft gar nicht mehr mit dem Auto anhalten kann. Diese werden dann von streunenden Katzen und Hunden zerfetzt. Den Rest braucht man dann, glaub ich, nicht näher zu beschreiben. Ich möchte auch gar nicht näher darauf eingehen, sonst ärgere ich mich so sehr, da Sizilien ansonsten eine unbeschreiblich schöne Insel ist, mit ganz liebenswerten Menschen.
Am nächsten Tag half mir die Dame am Empfang einen Chiropraktiker zu suchen und wurde in Vittoria fündig. Wir also gleich hin. Sehr professionelle Praxis. Sehr guter Doktor/Chiro/Osteopath. Nachdem dieser allerdings kein englisch sprach, meinte er nur kurz, einen Moment, drehte sich um zum Wartezimmer, meinte zu einem Patienten, Du sprichst doch deutsch, mitkommen, übersetzen.
Ein älterer Italiener, verheiratet mit einer Deutschen, der lange in Deutschland lebte und auch teilweise heute noch. Total nett. Gab uns auch seine Kontaktdaten und meinte, wenn wir etwas brauchen, oder er uns abholen soll und evtl. Irgendwohin fahren soll, kein Problem, wir sollten anrufen oder wir könnten uns auch mit dem LJ auf sein Grundstück stellen und bleiben oder nur zum Kaffee vorbeikommen. Ja, so sind sie, die Italiener. Man muss sie einfach lieben.
Nach der 30 minütigen Behandlung (und am nächsten Tag auch noch einmal 25 Min.) für insgesamt 120,– Euro (schluck), fuhren wir dann zum Castello di Donnafugata.
Hierbei handelt es sich um einen Palast, welcher ca. 10 km westlich von Ragusa liegt. Der ursprüngliche Bau wurde im 14. Jahrhundert in Auftrag gegeben, wobei das heutige Palastgebäude in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf den Grundmauern des Anwesens erbaut wurde. Das Gebäude selber ist recht ungepflegt und alles, auch die Möbel, sehr eingestaubt, aber der Garten ist ein Traum, auch wenn es hier und da auch etwas an Pflege fehlt, mach evtl. gerade das den Charme aus und vielleicht genau aus dem Grund, gibt es hier so viele Vögel und vor allem auch Wiedehopfe.
Auch findet man hier einen Irrgarten, den wir so noch nicht gesehen hatten, da er aus Steinmauern besteht. Toll. Nix wie rein.
Wirklich sehenswert und sehr entspannend. Und der Duft. Unglaublich. Frühling auf Sizilien. Blühender Rosmarien, neben Lavendel und Wildblumen. Herrlich.
Danach schlenderten wir noch etwas in der Umgebung herum, da das Wetter einfach so schön war, bevor wir unsere Tagesroute Richtung Modica fortsetzten.
Modica, wieder eine der spätbarocken Städte des Val di Noto, aber ein ganz anderes Bild und doch wieder sehr beeindruckend. Hat uns wirklich gut gefallen. Zum Wohlfühlen, da man hier mit/in der barocken Stadt lebt und sich nicht wie in einem Museum fühlte.
Die erste Station war natürlich eine Eisdiele. Nachgelesen im Internet. Pasticceria/Gelateria/Cafe Adamo. Danke für den Tipp Tim Raue, einem deutschen Sternekoch. Lecker. Wir haben auf unserer Reise durch Italien eh schon festgestellt, dass man in Pasticcerias (also Konditoreien) meist das beste Eis bekommt, da alles hausgemacht. Dann schlenderten wir noch etwas herum,
hinein in div. Kirchen
und dann mit dem PKW in die Oberstadt. Tolle Aussicht und hier sind die typischen italienischen engen Strassen.
Gefällt uns wirklich gut und steht auf unserer To-do-Liste. Was noch zu erwähnen ist, Modica ist die Stadt der Schokolade und eine offiziell, vom italienischen Ministerium für Landwirtschafts-, Ernährungs- und Forstpolitik, anerkannte Spezialität. Diese Schokolade wird nach altem traditionellen Rezept „kalt“ hergestellt und nicht conchiert und da sich die Zuckerkristalle nicht auflösen, hat die fertige Schokolade eine körnige, raue Konsistenz, mit Einschluss kleiner Luftblasen. Im Mund entfaltet sie ein intensives Kakao-Aroma. Lecker.
Wenn man Modica gesehen hat, darf Ragusa natürlich nicht fehlen und so steuerten wir am nächsten Tag diese, auch zum UNESCO-Welterbe erklärte, spätbarocke Stadt an.
Ragusa liegt auf einer Höhe von 520 m. Die Gegend war bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. besiedelt und wurde leider, wie so viele andere Städte hier, bei dem Erdbeben 1693 fast völlig zerstört. Im Rahmen des Wiederaufbaus entstanden 2 Stadtteile. Die Erste auf dem Gebiet der ursprünglichen Stadt und die Zweite auf dem etwas höher gelegenen Felsplateau westlich. Beide Teile werden durch eine Schlucht getrennt und sind heute durch 3 Brücken miteinander verbunden.
Im Osten, dem ursprünglichen Stadtteil entstand Ragusa-Ibla, mit seinen prächtigen Bauten aus dem 18. Jahrhundert. Hier befindet sich der Grossteil der barocken Kirchen und Paläste.
Im Westen liegt Ragusa-Superiore, auch aus dem 18. Jahrhundert, aber eher nüchtern und geometrisch angelegt. Hier lebt der Grossteil der Bevölkerung. Und hier begannen wir auch unsere kleine Wanderung durch Ragusa. Auto ab ins Parkhaus, Kaffee in einer coolen Bar und auf ging es, bzw. bergab, da man erst ins Tal muss, um nach Ragusa-Ibla zu gelangen. So unbeschreiblich was man da sieht, auch wenn das Wetter etwas zu wünschen übrig ließ.
Ach ja, unser Ziel war natürlich wieder die beste Gelateria des Ortes „Gelati di Vini“ Weinhandlung und Eisdiele in einem. Ja geht’s noch besser?
Aber vorher assen wir noch, natürlich, Arancinis. Bin langsam süchtig danach.
Danach entschieden wir, uns mit der kleinen Bahn (30 Minuten für 5 Euro) durch den Stadtteil fahren zu lassen.
Von den Erklärungen haben wir nicht viel mitbekommen, da wir in das Abteil einstiegen, welches von einer Truppe, wir denken mal Gymnasiasten auf Abschlussfahrt o.ä. aus der Gegend zwischen Neapel und Rom, besetzt war. Was für eine lustige Fahrt. Jeden Cent wert. Sie sangen und tanzten für uns und es gab richtig nette und auch witzige Gespräche, was für ein Spass.
Danach, wie gesagt, das Eis. Oh wie lecker. Für uns gibt es ja kein schlechtes Wetter, nur gutes oder schlechtes Eis. Naja, wir sind ja auch Gelatoholicker 🙂 Und so gestärkt wanderten wir wieder, durch diesen wunderbaren Stadtteil, nach unten und wieder hinauf zum Auto. Trotz des Wetters waren wir sehr beeindruckt und hatten hier einen wunderschönen Tag. Muss man auch unbedingt gesehen haben.
Am nächsten Tag ging es nun weiter nach Agrigento, zum Tal der Tempel. Schon bei der Anfahrt können wir einen der Tempel (oder was davon übrig ist) sehen.
Aber als Erstes mal zum Stadt-Campingplatz „Valle dei Templi“. Wir waren auf’s angenehmste überrascht von diesem Platz. Man muss wissen, dass so touristische, direkt im Ort gelegene Plätze, meist zu wünschen übrig lassen. Sowohl das Personal, wie auch die Sauberkeit, alles völlig ok. Nachts ruhig. Supermarkt, kleines Lokal, Bäckerei, Bushaltestelle, alles gleich vor dem Platz.
Wir also nur schnell LJ abgestellt, geschaut, wann fährt der nächste Bus, noch schnell in die ca. 200 m entfernte kleine Rosticceria „Casa dell Pollo“, super lecker, einfach, günstig, sauber und dann den Bus zur Ausgrabungsstätte. Der Himmel war bedeckt, aber als wir das Tal betraten, meinte es der Wettergott nicht so gut mit uns. Es schüttete. Egal. Wo wir schon mal hier waren….
Trotz des Wetters, wie man anhand der Bilder ja sehen kann, sehr schön, recht touristisch, aber schön, gepflegt und beeindruckend.
Nachdem die Rosticceria so gut und günstig war und abends auch Pizza angeboten hat, gingen wir abends gleich nochmals hin, weil der Regen uns den Rest gegeben hatte, wobei es langsam aufgezogen hatte.
Der nächste Tag, als wäre nix gewesen, super Wetter und wir entschieden, einfach einen faulen Tag einzulegen,
Wäsche waschen war auch mal wieder nötig und einen kleinen Spaziergang ans Meer zu unternehmen, denn das letzte Eis war ja schon etwas her 😉
Und am Abend kocht mein Süsser eines meiner Leibgerichte: Maltagliati mit Fischragout, grünem Spargel und Frühlingszwiebeln. Hmmmmm, lecker. Danke mein Herz.
Für den nächsten Tag war unser Ziel San Vito lo Capo, wo wir mit Nadine, Marco und Tochter Anna wieder verabredet waren, aber vorher wollten wir noch einen Halt in Sciacca, der bunten Stadt einlegen. Die Anreise, wundervoll und wieder ganz anders.
Naja, Sciacca, kann man machen, muss man aber nicht.
Für ein Eis hat es gereicht und gleich weiter zu den Tempeln in Selinunte. Sollte ja angeblich schöner sein als Agrigento. Na, dann…
Anfahrt super, Parkplatz kostenlos und zu unserem Glück war der 1. Sonntag im Monat und da war der Eintritt frei. Dies gilt übrigens für sehr viele kulturelle Einrichtungen. Ob nur auf Sizilien, keine Ahnung.
Auf jeden Fall sprechen die nächsten Bilder, glaub ich, für sich. Ein Muss! So beeindruckend. So schön. Gerade jetzt im Frühjahr. Wir glauben, dass das die beste Jahreszeit hierfür ist. Überall duftete es nach den unterschiedlichsten Blüten und das Wetter meinte es auch gut mit uns. Aber seht selber.
Eines muss ich jetzt schon einmal sagen, das Wetter ist um diese Jahreszeit vielleicht etwas wechselhafter und man kann auch noch nicht wirklich baden gehen, aber wir sind der Meinung, wer Sizilien nicht im Frühjahr gesehen hat, hat es nicht erlebt. Es ist so unbeschreiblich schön. Die Ausgrabungsstätte ohne Blüten wäre bestimmt nur halb so schön und die Touristen verlaufen sich so sehr auf dem Gelände, sodass man mitunter das Gefühl hat, allein zu sein.
Aber nun sollten wir so langsam unseren Campingplatz „El Bahira“ in San Vito lo Capo ansteuern
und kamen dann um 18.40 Uhr, nach einer atemberaubenden Anfahrt, auf diesem zauberhaften Campingplatz an,
mit einem ganz lieben Empfang von Anna und ihren Eltern.
Zum Kochen keine Lust, schnell etwas, im kleinen, einfachen Restaurant am Platz, gegessen und dann gemütlich den Abend ausklingen lassen.
Was am Rande noch zu Sizilien zu erwähnen wäre, es gibt hier auf der Insel nicht nur die tollen bekannten Pistazien aus Bronte, die Schokolade, die Keramik, nein, auch gibt es hier hervorragende Weine. Und damit meine ich nicht nur den allseits bekannten Nero d‘Avola, sondern auch, wie wir finden, den noch besseren Nerello Mascalese oder aber auch den Frappato oder den Cerasuolo di Vittoria, welcher ein Blend aus Frappato und Nero d‘Avola ist und wohl der Sinnlichste, welchen es auf der Insel zu entdecken gilt. Alles sehr tolle Rotweine, welche man allerding nicht im 4,50 Euro-Segemnt kaufen sollte und zu achten ist auch auf das DOC(G) Siegel. Es gibt wohl auch sehr tolle Weisweine, welche wir leider nicht getestet haben, aber nur, weil wir Rotwein etwas lieber mögen.
2 thoughts on “Sizilien Teil 3 / 01.04. – 07.04.2019”
Tolle Fotos, wunderbare Eindrücke, herrliches Sizilien! Lasst es euch weiterhin so gut gehen… alles Liebe aus der Heimat von Jeannette & Michael
Danke ihr lieben! Wir geben uns Mühe 👍