Gijon 03.-05.10.2018
Heute nun sollte es zum nächsten Halt, nach Gijon gehen. Was auch immer ich im Internet gelesen hatte, es war wohl nicht Gijon. Kann schon mal vorkommen…
Auf jeden Fall kamen wir so gegen 13 Uhr auf dem Campingplatz „Deva Gijon“ an. Dieser liegt 7 km zu Fuss von Gijon entfernt, es hält aber auch gleich in 5 Min. Entfernung ein Bus, welcher einen direkt nach Gijon bringt. Wir sind sehr positiv überrascht. Der Platz sehr gepflegt, sanitäre Anlage super und, da Nachsaison, auch kaum Gäste auf dem Platz, was heisst, Ruhe pur. Und so entschieden wir, den Rest des Tages nichts mehr zu unternehmen und einfach nur etwas die Sonne zu genießen.
Am nächsten Tag war wieder super Wetter und daher machten wir uns zu Fuss auf den Weg nach Gijon. Sehr zu empfehlen, da es eine wirklich schöne Strecke ist.
Das war es dann aber auch mit der Freude. Gijon ist eine Hafen und Industriestadt und wuchs explosionsartig in den Jahren von 1920 – 1940 und dann nochmals von 1960 – 1980 und diese Stadt hat einmal mehr bewiesen, wie man es nicht machen sollte. Wirklich grauenhaft, auch wenn es zwischendrin immer mal wieder ein schönes Gebäude zu sehen gab, alles in allem aber absolut nicht sehenswert. Unmöglich zugebaut mit Beton. Hunde über Hunde, überall und die Spanier neigen dazu, ihre „Lieblinge“ (die meisten haben 2-3 davon) frei laufen zu lassen und die Häufchen bleiben, wie auch sämtlicher anderer Müll, einfach in der Gegend liegen. Hier aber trotzdem ein paar der wenigen schöneren Seiten.
Ok, dann freuten wir uns eben auf den Spaziergang, zurück zum Platz. Eigentlich wären wir am nächsten Tag weitergezogen, aber es gab da noch zwei Dinge, die wir uns nicht entgehen lassen wollten.
1. Freitag Abends gibt es im Restaurant am Platz immer ein super Menü zum fairen Preis und 2. noch nicht erwähnt, aber bereits bei unserer Anreise und auch auf unserem Marsch nach Gijon, konnte man immer wieder „Laboral ciudad de la cultura“ bestaunen.
Als erstes machten wir uns einen faulen Tag, das Wetter war traumhaft. Michael kaufte uns bereits vorab im Internet Eintrittskarten für’s Laboral, da jeden Abend um 17 Uhr eine Führung statt findet. Für den Abend dann eine Reservierung im Lokal am Platz.
Das Laboral befindet sich 2 km vom Campingplatz entfernt, und daher konnten wir es gut zu Fuss erreichen. Die Dame an der Information erklärte uns, dass die Führung allerdings nur auf spanisch statt findet, was uns nicht weiter störte, zumal man sich eine App herunterladen konnte, welche dann die Führung in deutsch wiedergab. Blöd nur, wenn dies nur im WLAN funktionier und dieses nur an der Information. Egal, das war uns jetzt nicht so wichtig. Es gab ja auch noch Flyer in deutsch und auch so ist dieses Gebäude sehr imposant und nur mit Führung kommt man in div. Räumlichkeiten oder z. B. auf den Glockenturm.
Nun war aber zu unserem Glück in der Gruppe ein Brasilianer mit seiner Frau (leben derzeit aber in Argentinien), welchen ein hervorragendes Englisch sprach und dieser war so nett, uns die gesamte Führung lang zu dolmetschen.
Hier nun ein paar Zeilen zum Laboral de la Cultura oder „Kulturzentrum la Laboral“:
Was uns als erstes sehr überraschte, der Bau der Gebäudegruppe begann erst im Jahr 1948, als eine Wohltätigkeitsschule für Bergbauwaisen und ist somit nicht so historisch, wie es auf den ersten Blick aussieht, aber nicht weniger interessant ist die Geschichte hierüber.
1951 wurde sehr ehrgeizig umgebaut und angepasst an die damals bestehenden Arbeitsuniversitäten. Das von dem Architekten Luis Moya geleitete Projekt wurde als eine grosse ideale selbsterhaltende und selbstgenügsame Stadt gestaltet, die Generationen von Arbeiterkindern zu hoch qualifizierten Fachleuten ausbilden sollte.
Der grosse zentrale Platz wirkt als Achse, die einige der herausragendsten und einzigartigsten Gebäude wie die Kirche, den Turm und das Theater um sich organisiert. Um dieses monumentale Herzstück breitet sich der Rest der Gebäude herum, unter denen sich die Hallen auszeichnen, die als Werkstätten für die Berufsausbildung errichtet wurden.
Im Jahr 1957 wurde jedoch auf Grund des Ausscheidens des Arbeitsministers ganz abgebrochen und somit wurden bis 1978 an dieser unfertigen Universität Fachleute wie Schweisser, Schlosser und Dreher ausgebildet. Von da an wurde ein Grossteil der Anlage gar nicht mehr genutzt. Bis dahin wurde die Ausbildung grösstenteils von Mönchen unterrichtet und in den Kellerräumen befanden sich die Wäscherei und die Küche, in welchen ausschliesslich Nonnen arbeiteten, die auch zu keinem Zeitpunkt Kontakt zu den Schülern hatten. Interessant hierbei ist, dass die Räumlichkeiten noch genau so aussehen, wie zur damaligen Zeit und wurden auch später nicht renoviert oder genutzt.
Nun war die gesamte Einrichtung der Verlassenheit und dem Verfall ausgesetz. Erst 2001 beginnt das Fürstentum von Asturien dem Gebäude neues Leben zu geben, sodass sich 2007 wieder die Tore zu diesem Komplex öffneten. 2011 wird ein Nutzungsplan erstellt, das Gebäude den Bedürfnissen des 20. Jahrhunderts anzupassen.
Heute ist dieses Gebäude nicht nur Universität. Es dient der Forschung und Freizeit- und Kinderaktivitäten. Es befindet sich ein Theater, Tanzräume, Räume für Ausstellungen oder Kongressräume uvm. hier und wird somit sehr vielseitig genutzt und ist für jedermann zugänglich. Wunderschön und sehr beeindruckend.
Es gäbe noch so viele interessante Einzelheiten hierüber zu berichten, würde aber den Rahmen sprengen und daher hier nur einige Eindrücke.
Ja und so lass ich mir eine Cafeteria mit Garten gefallen.
Und eine sehr schöne Idee, die Handabdrücke aller Architekten, welche den gesamten Komplex restauriert haben.
Die ganze Führung dauerte ca. 1/1,5 Stunden und wir können jedem nur empfehlen, wenn Ihr hier in der Nähe seit, schaut es Euch auf jeden Fall an. Es entschädigt für die Stadt.
Nun gingen wir zurück und freuten uns auf unser Abendessen. Im Restaurant war an diesem Tag/Abend Grossbetrieb – 3 spanische Kindergeburtstage – ja, man muss es erlebt haben.
Trotz des Trubels wurden wir super nett bedient und bekamen ein Menü – ich war eigentlich nach der Vorspeise schon satt (und wer mich kennt, weiss, dass das was heissen soll)
Für jeden:
1. Chicorée mit reichlich Schinken und Käse überbacken in einer tomatisierten Bechamel (lecker – und werden wir zu Hause auch mal probieren) und dazu Brot
2. 1 kg Moules-frites (Muscheln mit Pommes)
3. ein riesiges Stück traditionelle Milchreistorte mit Sahne (vor lauter Gier haben wir dann das Foto vergessen :-))
Incl. 2 Kaffe, 2 Gläser Weisswein und 2 Bier (Getränke waren wohl auch incl.) zahlten wir dann 34,00 Euro. Das wohl günstigste Menü auf unserer Reise und alles wirklich gut. Ein gelungener Abschluss für diesen wunderschönen Tag und Abschied von Gijon.